empusa

EURYALE für Klavier solo (2004) (6´)

Euryale [griech., «Die Umherschweifende»] wird neben Sthenno und Medusa zu den Gorgonen gezählt. Diese sind ebenso wie Echidna Töchter des Phorkys und der Keto. Sie werden als monsterhafte, weibliche Kreaturen beschrieben, kraftvoll und mächtig, aber von fratzenhaftem Aussehen. Ihre Haare sind Schlangen, aus dem offenen Mund hängt die Zunge, die weit aufgerissenen Augen lassen den, der den Blick erwidert, zu Stein erstarren. Weitere Attribute sind Schuppenpanzer, goldene Flügel, Hände aus Metall und furchterregende Zähne. Euryale und Sthenno sind im Gegensatz zu Medusa unsterblich. Sie leben jenseits des westlichen Ozeans. Die Gorgonen stehen in einer hervorgehobenen Beziehung zu Athene. Zum einen werden sie als Aspekte der Athene gesehen, dann aber soll Athene selbst den zuvor schönen Mädchen erst ihr oben geschildertes Schrecken verbreitendes Aussehen gegeben haben, und letztendlich führte und schützte Athene den Zeussohn Perseus, als er Euryales sterbliche Schwester tötete.

Das Gorgoneion, das Bild des Gorgonenhauptes, dient als Schutz vor dunklen Mächten und als Gleichnis für die Sonne, seltsamerweise sowohl für die verfinsterte als auch für die unverfinsterte Sonne. Dornseif führt dazu in seinem Hesiodaufsatz von 1937 verschiedene Quellen an: afrikanische Sonnendarstellungen als Schreckfratzen (Sammlung Frobenius), böotische Gorgo als Kentaurin (Louvre) und mesopotamische Sonnendarstellungen als Gorgo (Siegelzylinder Gerogiannis). Ebenso erwähnt wird das altnordische Helgigedicht und das Alvissmal: der Held wird in der Nacht aufgehalten bis die Sonne aufgeht und ihn versteinert, als er nach ihr hinblickt.

Hesiod schreibt in der Theogonie (270 ff):
«Keto gebar dem Phorkys...
Auch die Gorgonen, die jenseits des großen Okeanos wohnen,
Hart an der Grenze der Nacht bei den singenden Hesperiden,
Sthenno, Euryale auch und die leidgeprüfte Medusa;
Sie allein war sterblich, doch alterlos ewig die andern,...»

EURYALE bildet den Abschluß einer Gruppe von drei Klavierstücken (EMPUSA, EKHIDNA), die sich alle thematisch mit weiblichen, chtonischen Gottheiten der antiken Mythologie beschäftigen. Die drei Klavierstücke sind Steffen Schleiermacher gewidmet, der sie auch uraufgeführt hat.

euryale

EURYALE, Takte 105 - 121


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